In dem kleinen Dorf Remplin, gelegen zwischen Malchin und Teterow in Mecklenburg, befand sich von 1793 bis 1805 eine Sternwarte, die von dem Grafen Friedrich von Hahn betrieben wurde. Er wurde am 27. Juli 1742 in Neuhaus/Holstein geboren, wo er seine Jugendjahre verlebte. Im Alter von 18 Jahren bezog er die Universität Kiel und studierte vor allem Mathematik und Astronomie. Am 3.Januar 1766 heiratete Friedrich von Hahn Wilhelmine Christiane von Both; mit ihr hatte er fünf Söhne, von denen Carl Friedrich als der "Theatergraf" in die Geschichte einging. Friedrich von Hahn war einer der ersten, die in Mecklenburg Gedanken der Aufklärung verbreiteten und nach den Normen dieser Philosophie tätig waren. Um 1770 wurde er mit J.G. Herder bekannt, der seinem Mitstreiter und Gönner später das Gedicht "Orion. An den Erblandmarschall von Hahn" widmete. Im Rempliner Schloss richtete sich Hahn ein chemisches Laboratorium ein und legte eine physikalische Instrumentensammlung an. Die Glasteile seiner Geräte stammen zumeist aus der von ihm zur Entwicklung des Fabrikwesens begründeten Glashütte. Die Landwirtschaft förderte Hahn beispielsweise durch die Einführung neuer Rinderrassen; auch legte er in Remplin einen botanischen Garten an. Ab 1791 beschäftigte der Graf sich hauptsächlich mit der Astronomie und ließ sein Gartenhaus 1793 zu einem Observatorium umbauen. Der Hauptaufgabe der Astronomie des 19. Jahrhunderts folgend, genaue Positionen der Himmelskörper zu bestimmen, ließ Hahn 1800/01 an der Nordseite des Gebäudes den noch zum großen Teil erhaltenen viergeschossigen Turm anbauen. Als baulichen Abschluss wählte er hier eine Drehkuppel, eine damals noch sehr neue Bauvariante. Mit den in Remplin vorhandenen Instrumenten nahm die Hahnsche Sternwarte, das erste astronomische Observatorium Mecklenburgs, einen international führenden Platz ein. Von der etwa 12 Jahre währenden praktischen Forschungsarbeit Hahns legen 20 Publikationen Zeugnis ab. Sein Interessenschwerpunkt lag auf dem Gebiet der beschreibenden Astronomie: die Oberflächen der Planeten und des Mondes, die physische Natur der Sonne, die "neblichten Sterne", die Natur der veränderlichen Sterne, optische Phänomene und Untersuchungen der "Lichtmaterie" - all dies Themen, die sich vornehmlich auf Beobachtungen mit den Spiegelteleskopen gründen. Hahns Forschungen, seine teilweise neuartigen Denkansätze, machen ihn zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit der Astronomiegeschichte. Eine Ehre ganz besonderer Art wurde ihm durch die Benennung eines Kraters am Nordostrand des Mondes als "Hahn" zuteil. Die Sternwarte wurde nach dem Tod des Grafen am 9. Oktober 1805 nicht mehr als wissenschaftliche Beobachtungsstätte genutzt. Im Jahre 1842 ist die drehbare Kuppel, eine der wenigen, die damals in Europa existierten, aus unbekannten Gründen durch eine feste ersetzt worden. Der Verfall der Gebäude, die nur noch als Vergnügungslokale diente, begann 1857 mit dem Abriss des Hauptgebäudes. Es blieb nur der Turm, der eine gusseiserne Außentreppe erhielt und in den folgenden Jahrzehnten als Aussichtsplattform diente, erhalten. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges ist dieser Turm schwer beschädigt worden. In den anschließenden Jahren gingen die Zerstörungen durch Nichtachtung und Vandalismus weiter. Er war nur noch eine Ruine, wobei die oberen beiden Etagen ganz fehlten und akute Einsturzgefahr bestand. Im Jahre 1980 begannen Mitglieder einer Arbeitsgemeinschaft der Archenhold-Sternwarte Berlin, die sich inzwischen zum Förderverein für die Rempliner Sternwarte entwickelt hat, in jährlichen ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen nach einer denkmalpflegerischen Konzeption mit der Rekonstruktion des unter Denkmal stehenden Turmes - des ältesten erhaltenen Baues einer Sternwarte in Deutschland.
Geschichte der Sternwarte